Festspielhaus

Vom Pferdestall zum Kunsttempel.

Mit dem Großteil des Frauengartens, den Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau 1598 von St. Peter erwarb, eröffnete er der Stadt einen für damalige Verhältnisse gigantischen Bauplatz, auf dem er 1607 mit dem Hofmarstall begann. Dieser Parade-Stall, durchwegs mit Marmorbrunnen und fließendem Wasser versehen, bot Raum für 150 Pferde und wurde bis ins 19. Jahrhundert als solcher genutzt.
Dem Umbau der ehemaligen Hofstallungen in eine Festspielstätte gingen – in Zeiten bitterer Armut unter der Bevölkerung – langwierige Diskussionen voraus. Im Sommer 1920 erscholl auf dem Domplatz zum ersten Mal der „Jedermann“-Ruf beim Weihespiel des Festspiel-Mitbegründers Hugo von Hofmannsthal. „Die ganze Stadt ist Bühne“ lautete Max Reinhardts Motto, anknüpfend an die Einzüge der Erzbischöfe, an die Prozessionen der Bruderschaften, an die Rituale der Zünfte, an die Wanderschauspieler und an den Hanswurst. Salzburg war mit den Festspielen „zur künstlerischen Hauptstadt nicht nur Europas, sondern der ganzen Welt geworden. In den Hotels kämpfte man um Zimmer.“ (Stefan Zweig).

Clemens Holzmeisters erstem architektonischen Wurf (1926) mit dem Kleinen Festspielhaus (heute: Haus für Mozart) sollten weitere folgen. 1950–60 baute Holzmeister den ehemaligen fürstlichen Marstall zum Großen Festspielhaus um, indem er den Bühnenraum in den Felsen vortreiben ließ. Mit dem Dirigenten Herbert von Karajan als Spiritus Rector und Universalgenie auch in kommerzieller Hinsicht begann in den 60er Jahren ein sagenhafter Aufstieg – der Mythos Salzburger Festspiele verfestigte sich.
Heute gelten die Salzburger Festspiele als das weltweit bedeutendste Festival der klassischen Musik und darstellenden Kunst. Alljährlich werden in den sechs Festspielwochen mehr als 200 Veranstaltungen von mehr als 260.000 Gästen besucht. Der Anspruch des Intendanten Markus Hinterhäuser ist kein geringerer, als Salzburg zum „Epizentrum des Besonderen“ zu machen, ganz im Sinne der Gründer Hugo von Hofmannsthal, Max Reinhardt und Richard Strauss: „Oper und Schauspiel, von beidem das Höchste!“